Stempel on Stage
Inwertsetzung kann auch Tanzen. Bei der Premiere des Tanzstücks „Smy! – Bin ich?“ am 30. November im Sorbischen Nationalensemble waren auch 14 Stempel mit Blaudruck-Motiven unseres Projektes dabei.
Das Stück spürt dem Thema der sorbischen/wendischen Identität(en) nach. Mehr als Menschen der Region wurden in Interviews zu sorbischen Themen befragt – und daraus wurde der Stoff für die choreografische Auseinandersetzung entwickelt. Im ersten Teil des Stücks befassen sich die Tanzenden selbst mit ihrer Herkunft und der Beziehung zum Sorbischen. Das geschieht manchmal ernst und manchmal lustig – in jedem Fall bereichernd.
Der zweite Teil des Stücks ist ein fulminantes Tanzstück. Die gefundenen Bilder zeigen die Zuversicht, dass es eine sorbische Zukunft gibt, aber auch die Fallstricke der sorbischen/wendischen Kultur, die andererseits auch den einzelnen Menschen halten.
Im zweiten Teil des Stückes kamen auch Stempel mit Blaudruck-inspirierten Motiven zum Einsatz, welche die Haupttänzerin (eine mystische sorbische Figur, die es so gar nicht gibt) dann auf der Haut trägt. Die 14 unterschiedlichen Motive stammen aus den verschiedenen Trachtengebieten, u.a. aus der Niederlausitz, aus Schleife und aus Hoyerswerda. Darunter sind moderne Entwürfe von Siggiko und Jan Lorenz – aber eben auch klassische florale Motive wie die Anemone oder die Kornblume (Flockenblume), Ranken der Feldwicke und das Lindenblatt.
Diese Stempel sind mehr als eine Spielerei, sondern das Ergebnis einer längeren Grundlagenarbeit zur Frage, wie Blaudruckmuster ins moderne Leben eingebracht werden können. Die vektorisierten Muster werden mit speziellem flexiblem Material (Gummi) 3D-gedruckt. Das Verfahren ist sehr fehleranfällig und der Druck eines Motives dauert durchschnittlich 2,5 Stunden. Das Verfahren ist auch für Textilstempel für „echten“ Blaudruck geeignet. Nach der langen Arbeit am Thema ist es umso schöner, wenn die kleinen Stempel gleich eine so „große“ Premiere hatten.
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